26. April 2009 Thema: Allgemein Von
Höhepunkt für die Sozialdemokratie im Wonnegau: Der Osthofener SPD-Ortsverein feierte am Freitag 100-jähriges Bestehen. Mit vielen Ehrengästen aus der Politik feierten die Genossen ihr großes Jubiläum. Prominentester Gast war Fraktionschef Peter Struck aus Berlin.
„Was sind das für Straßen in Osthofen“: Der erste Kommentar von Peter Struck auf dem Parkplatz war so gar nicht festlich. Doch es passte zum gemütlichen Auftakt in der Steinmühle, wo einst die Sozialdemokratie in der Gemeinde einen entscheidenden Anstoß bekam. Einer der Urväter der Osthofener Genossen war Wendelin Weißheimer. Der Komponist fand über Ferdinand Lassalle zurr Arbeiterbewegung. 1864 kam es in der Steinmühle zur Begegnung der beiden, die Weißheimer nicht mehr vergessen sollte. Thomas Goller, Historiker und Nachkomme der Familie Weißheimer, erinnerte in einem Vortrag an jene Zeit. Vor allem um den Arbeitersängerbund bemühte sich Wendelin Weißheimer. Leidenschaftlich dirigierte er die großen Massenchöre. Als „Sohn des Volkes“ erwiesen ihm 30000 Arbeiter beim Begräbnis die Ehre.
Peter Struck lauschte aufmerksam den Ausführungen. Der Bundespolitiker schien sich in der Steinmühle wohl zu fühlen. Zur Feier des Tages zündete er sich die Pfeife an. Beim Wein zierte sich der Niedersachse aber etwas: „Ich muss doch noch was arbeiten.“ Im Plauderton erzählte Struck mit Bernd Müller, Klaus Hagemann und Co. Einen Kuss gab´s noch für die Seniorchefin Irmgard May-Weißheimer, ehe die gut gelaunte Geburtstagsrunde zum offiziellen Festakt in die Realschule weiterzog.
Dort feierten die Genossen mit dem „Wonnegauer Blasorchester“ und dem Gesangverein „Eintracht“ beschwingt den 100-Jährigen. „100 Jahre SPD bedeutet, Menschen sind seit 100 Jahren ehrenamtlich für eine gute Sache aktiv“, sagte der Osthofener SPD-Chef Alexander Ebert mit hörbarem Stolz.
Genaue Fakten über die Gründung sind im Übrigen rar. „Es gibt aus dieser Zeit wenig Dokumente“, konstatierte Klaus Hagemann. „Das einzige Dokument“, so erklärte der Bundestagsabgeordnete weiter, „ist ein Erinnerungspapier zum 40-jährigen Jubiläum 1949“. Aus dem Jahr 1911 sei zudem ein SPD-Antrag an die Gemeinde auf Nutzung von Räumlichkeiten überliefert – ein Beweis für die Existenz des Ortsvereins. Noch vorhanden ist indes die Traditionsfahne aus dem Jahr 1912, hinter der die Genossen Seit an Seit durch so manche brenzlige Situation schritten. Traditionsbewusst hatten die Sozialdemokraten die Fahne natürlich mit in die Realschule gebracht. Als Symbol für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
Diesen sozialdemokratischen Grundwerten fühlt sich auch Peter Struck verpflichtet. Der Mann aus Berlin nutzte den Festakt für ein paar kernige Aussagen zur Bundespolitik. Zurzeit sei die „Mindesteinheit“ in Berlin ohnehin eine Milliarde Euro. Von den Bankern erwartet Struck „Demut und Entschuldigung“. Der Fraktionschef blieb hart in der Sache, aber zurückhaltend im Ton. Polemik hätte der alten Dame SPD an diesem Abend nicht gut gestanden.
Claudia Wößner, Wormser Zeitung